Volkstrauertag – ein besonderer „stiller Feiertag“ für unsere Gesellschaft …
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 freuen sich über zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer.
Seit über 40 Jahren ! bereichern Schülerinnen und Schüler der Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule diesen besonderen Tag mit einem besonderen Beitrag bei der Gedenkfeier der Gemeinde Walddorfhäslach.
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich schon Wochen vorher mit diesem besonderen Tag.
Die Idee für den Volkstrauertag entstand nach dem Ersten Weltkrieg. Nicht staatlich angeordnete Trauer war dafür das Motiv, sondern das Setzen eines Zeichens der Solidarität und der Friedensbereitschaft.
Ein Komitee, dem neben den christlichen Kirchen und dem Jüdischen Frauenbund vielerlei Organisationen angehörten, erreichte, dass der Volkstrauertag am Sonntag „Reminiscere“, dem fünften Sonntag vor Ostern, begangen wurde.
1922 fand die erste zentrale Gedenkfeier im Reichstag statt.
1934 machten die Nationalsozialisten aus dem Trauertag den „Heldengedenktag“. Daher kommt es, dass heute die rechten Parteien versuchen, den Volkstrauertag wieder mit ihren Themen zu besetzen.
Nach Gründung der Bundesrepublik wurde der Volkstrauertag 1950 erstmals wieder mit einer Feierstunde im Bundestag begangen. Nach einer Übereinkunft mit den Kirchen wurde der Termin auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr festgesetzt.
In den 50er Jahren wurde dieser Tag dem Gedenken der gefallenen Soldaten gewidmet. Mehr und mehr rückten aber auch zivile Opfer des Krieges und vor allem die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft in den Blick.
Mit der Zeit veränderte sich auch das Gedenken. Mehr und mehr wird uns bewusst, dass Krieg und Gewaltherrschaft in der ganzen Welt Leid verursachen. So wird inzwischen nicht nur der deutschen Soldaten und Opfer, sondern aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in aller Welt gedacht.Heute ist es deshalb sehr wichtig, sich gerade am Volkstrauertag Gedanken darüber zu machen, was die eben genannten Inhalte aktuell bedeuten.
Persönlich finden wir den Volkstrauertag aktueller als je zuvor.
Erstens geht es dabei ja schon lange nicht mehr nur um die Kriegstoten, sondern um alle Menschen, die in irgendeiner Form Opfer von Hass und Gewalt werden. Was wir ja leider überall erleben.
Und zweitens will der Volkstrauertag nicht nur zurückschauen, sondern auch nach vorne:
Was können wir tun, damit es in der Welt in Zukunft weniger Hass und Gewalt gibt? Wo erleben wir, dass Menschen brutal behandelt werden?
Und wie wird Versöhnung möglich?
Über Frieden nachzudenken, dazu gibt der Volkstrauertag Anstoß. Man könnte sogar sagen: Eigentlich wäre „Weltfriedenstag“ auch kein schlechter Name.
Der Volkstrauertag ist Auftrag für uns alle. Es liegt in unser aller Verantwortung, für Frieden und Versöhnung einzutreten, in Walddorfhäslach, in Baden-Württemberg, in Deutschland, in Europa und der ganzen Welt. Durch den Krieg in der Ukraine und in Israel wird uns diese Verantwortung auf schreckliche Weise noch sehr viel bewusster. Die Bilder des Krieges sind nah und kaum zu ertragen, denn hinter all diesem Leid stecken individuelle Schicksale von Menschen.
Wir als Schulgemeinschaft freuen uns auf viele Menschen, die mit uns den Volkstrauertag feiern.
R. Röckel, P. Wetter