Die slowenischen Austauschschüler der Gustav-Werner-Schule weilen für eine Woche in Walddorfhäslach
VON VEIT MÜLLER
WALDDORFHÄSLACH. »Ich bin ganz aufgeregt«, sagte eine der Schülerinnen zu ihrer Freundin und zupfte sie nervös am Ärmel. Die beiden liefen am Montagnachmittag unruhig auf dem Schulhof hin und her. Doch nicht nur die beiden, auch Schulrektor Ralf-Michael Röckel und seine Stellvertreterin Pamela Wetter fieberten den beiden Kleinbussen entgegen, die in den folgenden Minuten auftauchen sollten. Die beiden Fahrzeuge brachten die Austauschschülerinnen und -schüler aus Slowenien zum ersten Mal nach Walddorfhäslach. Für alle ein großes Ereignis.

Im vergangenen Jahr hat die Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule über das Erasmus+Programm der EU nach längerer Suche eine ausländische Partnerschule gefunden, in Tolmin im Soca-Tal. Der kleine Ort in Slowenien liegt nahe der italienischen Grenze. Von dort sind es etwa 700 Kilometer bis Walddorfhäslach.
Bisher kannten sich die Mädchen und Jungs beider Schulen nur über das Internet. Im Netz und den sozialen Medien lief die Kommunikation ab. Gemeinsame Projekte zu den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit haben die Schüler bereits auf den Weg gebracht, aber leibhaftig, in Persona haben sie sich noch nie getroffen.
Am Montagnachmittag war es dann soweit. Zehn slowenische Schüler kamen mit ihren drei Lehrerinnen nach Walddorfhäslach. Sie alle sind in Gastfamilien untergebracht. Die Kommunikation zwischen beiden Seiten läuft ausschließlich auf Englisch. Das ist die Vorgabe des Erasmus+Programms. Auch die zehn Walddorfhäslacher Schüler hatten sich in englischer Sprache für dieses spezielle Programm bewerben müssen.
Ausflug zum Häslacher Backhaus
Die Gäste aus Slowenien bleiben bis Samstag in Walddorfhäslach. In den kommenden Tagen ist das gemeinsame Programm ziemlich vollgepackt. Am vorgestrigen Dienstag lernten sie auf dem historischen Rundweg die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten des Ortes im Unteramt kennen. Sie statteten dabei auch der Biogasanlage von Landwirt Gerhard Neuscheler einen Besuch ab. Danach folgte der »Green Trip« hinunter ins Schaichtal.
Am gestrigen Mittwoch besuchten die slowenischen Gäste zuerst den Unterricht in der Gustav-Werner-Schule. Anschließend stand mit einer Markungsputzete »gelebter Umweltschutz« auf dem Programm, wie Röckel erklärte. Am Nachmittag ging es dann gemeinsam nach Stuttgart ins Daimler-Museum. Am Abend erfuhren die slowenischen Mädchen und Jungs, wie man im Häslacher Backhaus Zwiebelkuchen und Brot backt.
Der heutigen Donnerstag dient dem gemeinsamen Vergnügen und dem sich in lockerer Atmosphäre Besser-Kennenlernen. »Den Ausflug in den Europa Park in Rust wollten unsere slowenischen Gäste unbedingt«, erzählt Röckel. Am Freitag wird dann vor dem Schulhaus ein Freundschaftsbaum gepflanzt, der mit recycelbarem Abfall behängt wird.
Netzwerk zwischen den Ländern
Am Freitagnachmittag beginnen schließlich die Vorbereitungen für die Party am Abend. Zusammen werden schwäbische Gerichte, wie Kässpätzle, Maultaschen, Linsen und Spätzle und Hefezopf zubereitet. Am Samstag folgt noch ein Farewell-Frühstück, danach reisen die slowenischen Gäste wieder ab in Richtung Heimat.
Der Gegenbesuch der zehn Walddorfhäslacher Schülerinnen und Schüler geht Ende Mai/Anfang Juni über die Bühne. Auch in Tolmin stehen dann in erster Linie grüne Projekte« im Mittelpunkt. Röckel und Wetter haben bereits im vergangenen Jahr schon Tolmin und das idyllische Soca-Tal erkundet und waren begeistert. Der Ort hat knapp 4 000 Einwohner, kommt aber mit allen 70 Ortschaften und Weilern im Tal auf fast 12 000 Einwohner. Röckel und Wetter können sich vorstellen, dass die Partnerschaft zwischen beiden Schulen noch länger anhält als nur das eine von der EU geförderte Jahr.
Auch Bürgermeisterin Silke Höflinger findet den Austausch »hochinteressant und spannend«. Es sei eine sehr gute Idee der EU, ein Bildungsnetzwerk zwischen europäischen Ländern mit einem solchen Schulaustauschprogramm zu fördern. Und vor allem freut sich Höflinger auch, dass sich die Schülerinnen und Schüler jetzt endlich einmal auch in Präsenz treffen können und nicht nur per Videoschaltung. Die Gemeinde unterstütze den Austausch sehr gerne, betonte sie. (GEA)