Das Gedränge am Eingang ist groß. Kein Wunder, denn 40 000 kleine Bienen wollen raus oder rein in den Stock. Ihr hölzernes Zuhause steht allerdings nicht irgendwo auf der grünen Wiese oder am Waldrand, sondern mitten auf dem Schulhof der Gustav-Werner-Schule in Walddorfhäslach, denn die Bienen sind Teil des Unterrichts. „Wir wollen damit das Bewusstsein der Kinder für Nachhaltigkeit stärken“, erklärt Rektor Ralf Michael Röckel.

Die Idee für die beiden Bienenstöcke entstand im vergangenen Jahr. Da veranstaltete die Gustav-Werner-Schule im Sommer erstmals Umwelttage. Sie sollen den Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule einen intensiven Einblick in nachhaltige Entwicklung, den Blue Planet, in Abfallvermeidung, Recycling, Artenschutz, artgerechte Tierhaltung und vieles mehr geben. Dies war der eine Ausgangspunkt für die Bienenzucht.
Dazu kam, dass die beiden Lehrerinnen Inger Einfeldt und Elvira Fischer beide in ihrer Freizeit Hobbyimkerinnen sind. Und auch Rektor Röckel ist inzwischen unter die Imker gegangen, hat eine Ausbildung im Imkerverein gemacht und besitzt heute privat über zehn Bienenvölker. Alle drei Pädagogen können so das Bienen-Projekt fachmännisch begleiten.
Als dann noch einige Spenden die Schule erreichten, war auch finanziell die Möglichkeit vorhanden, in die Bienenzucht einzusteigen. Die Schule beschaffte sich zwei Bienenvölker und stellte mitten auf dem neuen grünen Pausenhof der Schule die zwei Bienenstöcke auf. Damit die Bienen etwas ihre Ruhe haben, errichtete die Gemeinde um die Bienenstöcke herum einen grünen Zaun. „Wir sind dem Wunsch der Schule nach diesem Zaun sehr gerne nachgekommen“, sagt Bürgermeisterin Silke Höflinger, die die Idee mit den Bienen und dem natur- und praxisnahen Unterricht „sehr gut“ findet. „So etwas unterstützen natürlich sehr gerne.“
„Allerdings hat uns Corona etwas ausgebremst“, erzählt Röckel. Die Bienen AG besteht nun aus einer homogenen (Jahrgangs-)Gruppe, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Röckel hofft aber, dass im kommenden Jahr alles einfacher mit den Klassen läuft und „wir dann den Honig unserer Bienen als Schulprodukt auch vermarkten können“.
In der Bienen-AG erhalten die Kinder einen Einblick, was das Jahr über in den Bienenstöcken abläuft, berichtet Einfeldt. So werden die Bienen derzeit beispielsweise mit einer Zuckerlösung gefüttert, damit sie den Winter gut überstehen.
Röckel war es wichtig, dass die Bienenstöcke nicht irgendwo am Rand, sondern auf dem Pausenhof mitten unter den Schülerinnen und Schülern stehen. Dies passe perfekt zum „grünen Klassenzimmer“. So könnten alle Kinder ein Stück Natur im Jahresablauf erleben. „Es ist doch toll, vor Ort am lebenden Objekt zu sehen, wir Natur funktioniert. Anschaulicher geht’s doch nicht“, fügt Einfeldt hinzu. Eine Klasse begleitet das Projekt auch bilingual in Englisch, wie Konrektorin Pamela Wetter berichtet.
Die Kinder lernen bei dem Bienen-Projekt vor allem, wie wichtig die kleinen Insekten für die Menschen sind. Röckel: „Sie bestäuben 70 Prozent unserer Nahrungspflanzen und haben einen wirtschaftlichen Nutzen weltweit von 265 Milliarden Euro“. Um die Bedeutung der Bienen zu unterstreichen zitiert der Schulleiter zusätzlich noch Albert Einstein: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr. “
Die Umwelttage an der Schule sollen nun regelmäßig jedes Jahr veranstaltet werden. Und zu ihnen gehören nun auch die Bienen, die inzwischen ins Schulportfolio integriert wurden. In der Hoffnung, dass viel Honig im Topf landet.
(GEA), Veit Müller